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EINE SPÄTSOMMERREISE NACH

GRIECHENLAND

HELLAS FREUDE

Zum Kampf der Wagen und Gesänge,
Der auf Korinthus' Landesenge
Der Griechen Stämme froh vereint,
Zog Ibykus, der Götterfreund.
Ihm schenkte des Gesanges Gabe,
Der Lieder süßen Mund Apoll,
So wandert' er, an leichtem Stabe,
Aus Rhegium, des Gottes voll…

(Friedrich Schiller, 1. Strophe "Die Kraniche des Ibykus")

Selbstverständlich wandern wir nicht. Wir bewegen uns, wie andere moderne Nomaden heutzutage mit einem Wohnmobil fort – gelebte Freiheit für die einen, Hassobjekt für die anderen. Kraniche sehen wir – Zeus sei Dank – auch keine! Wäre wohl ein schlechtes Omen gewesen...! Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Montenegro und Albanien, Abstecher nach Zakynthos, wieder zurück und weiter auf dem Festland.

"Und in Poseidons Fichtenhain treten wir mit frommem Schauder ein."

Die Reise führt uns über Olympia nach Delphi, zu den Meteora-Klöstern zu mittelalterlichen Felsenstädten wie Monemvasia, dem Gibraltar des Ostens, oder zu in den Fels gehauenen Klöstern, die nur über abenteuerlichste Bergstraßen erreichbar sind. Ziegenherden mitten auf der Straße hindern dich an der Weiterfahrt, diese sturen Viecher lassen sich durch nichts, aber schon gar nichts in ihrer Lethargie stören.

Inzwischen sind wir zehn Tage unterwegs, ehe wir den Peloponnes erreichen. Uns erwarten wilde Natur, traumhafte Strände und viele, viele faszinierend-romantische Fischerdörfer, in die man mit so einem Zirkuswagen, wie dem unseren, tunlichst nicht hineinfahren sollte. Es könnte eng und ungemütlich werden! Umso mehr genießt man die Fahrt vorbei an Melonenfeldern, Olivenhainen und Weingärten, dabei immer wieder den Blick auf das weite Meer gerichtet. Manche der blau-türkisen Lagunen sind Ende August beinahe menschenleer, also keine Spur von „Seid mir gegrüßt, befreundte Scharen! Die mir zur See Begleiter waren…“.

Keine Angst, das ist kein g’scheiter Exkurs in die Geschichte der Antike

Was dir aber auf Schritt und Tritt begegnet, ist griechische Mythologie. Sie ist omnipräsent wie die Götter, Zeus, Hera, Poseidon und Athene – auch wenn sie nur den örtlichen Tavernen ihren Namen leihen – oder wenn sich bei dir, nach ein paar Gläschen Retsina zu viel, Dionysos, der Gott des Weines und der Ekstase meldet! Götter gibt es für alles und jedes nur nicht für den Umweltschutz! Möglicherweise war es Hades, der Gott der Unterwelt selbst, der mit seinem Zweizack den vielen Müll und die Deponien wieder an die Oberfläche zurückgestochert hat? Ein rostiger Kühlschrank, den ich bei Igoumenitsa schon in den 1990ern im Graben liegen zu sehen meinte, ruht dort immer noch sanft – gemeinsam mit inzwischen vieler „verstorbener“ Artgenossen.

Weiter in griechischer Mythologie: Eine ihrer zentralen Bestandteile sind bekanntlich die heroischen Sagen, von Tantalos über Herakles bis Ödipus. Nun kommt eine aktuelle hinzu, nämlich jene vom schlitzohrigen Insolventos, dessen Läuterung und heldenhafter Entschuldung. Böse Zungen behaupteten ja, Inuit hätten an die fünfzig Bezeichnungen für Schnee, die Griechen hätten keine einzige für Quittung. Aber das gehört nun der Vergangenheit an, und das ist gut so!

Nun ja, im Unterschied zu unserer Reise ging bekanntlich jene für Schillers armen Ibykus leider nicht besonders gut aus. Doch ein Beinahe-Bremsversagen unseres Wohnmobils hätte sich auch für uns und unser Wohlbefinden nachteilig auswirken können. Was soll’s: „Gut ist g’angen, nix is g’schegn!“

Ευχαριστώ!