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DIE EINSTIGE WALFÄNGERINSEL IM WATTENMEER

AMELAND

Inseljuwel im Norden

„Wir fahren nach Ameland.“ – „Wohin?“ – „Nach Ameland!“ – „Wo ist denn das?“ – „Im Norden, eine Insel im Wattenmeer – gehört zu Holland.“ – „Ach so, noch nie gehört...“

So oder so ähnlich begannen fast alle Gespräche, als wir erzählt haben, wohin es diesmal geht. Und ja, von Kärnten aus sind es – je nach Route – ca. 1.300 Kilometer. Nicht gerade ums Eck! Die letzte Etappe führt durchs Wattenmeer auf der Fähre, die gemächlich zwischen Schlick und Sandbänken vom Pier Holwert zum kleinen Ort Nes dahinmäandert.

Reichtum durch Walfang

Ameland hat eine spannende Geschichte. Als Walfängerhochburg kam sie einst zu großem Wohlstand, heute Naturidylle pur – mit nur vier Orten: Nes, Ballum, Hollum und Buren. Es gibt einen Leuchtturm, zwei typisch holländische Windmühlen, reetgedeckte Häuser in den Dünen, einen Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg und zahlreiche Kommandeurshäuser aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Diese stattlichen Häuser der ehemaligen Walfangkapitäne tragen teils noch die Eisenanker mit Jahreszahlen. Interessant sind die sog. „Mäusezähne“. So nennt man die gezackten Ziegelreihen, die unter dem Giebel vorspringen. Je mehr davon ein Haus ziert, desto höher war einst der Reichtum oder soziale Rang des Besitzers. 2–3 Reihen für einfache Kommandeure, 4 Reihen für Großkapitäne – Statussymbol aus Stein, sozusagen. Viele dieser historischen Schmuckstücke sind heute noch erhalten, denn Ameland blieb im Krieg, trotz Besatzung, weitgehend verschont, was der Insel ein ganz besonderes Flair bewahrt hat. Heute wird bewusst darauf geachtet, dass historische Häuser und Grundstücke nicht an Investoren oder für Zweitwohnsitze verkauft werden. Man hat aus den Fehlern anderer gelernt.

Autos sind nur wenige unterwegs. Wer sich bewegt, tut das, wie alle anderen, mit dem Fahrrad. Die etwas mehr als 3.500 Ameländer sind stolz auf ihre Insel – zurecht! Ein Großteil der Insel ist Naturschutzgebiet mit einer erstaunlichen Vielfalt an Landschaften: Schneeweiße Strände, fein wie Staubzucker, Dünen, steppenartige Grasflächen, Wälder, ein „Grüner Strand“, Deichland und das Watt. Wind kommt auch nicht selten vor…

Senfsuppe, Kroketten, Bier & mehr

Kulinarisch mag Ameland nicht unbedingt als internationales Gourmetparadies gelten, ein genauerer Blick in die Gastro-Szene lohnt sich aber allemal! Denn die Restaurants und Kneipen sind  durchwegs empfehlenswert und gemütlich! Besonders beliebt ist die Mosterdsoep – eine würzige Senfsuppe (die Senfkörner werden in einer der historischen Windmühlen vorsichtig gemahlen und der Senf dort auch gleich in mehreren Geschmacksrichtungen produziert). Außerdem lieben die Ameländer Kibbeling, das sind knusprig frittierte Fischhappen, die an britische Fish and Chips erinnern. Käse sowieso! Etwas ungewöhnlicher, aber typisch holländisch: Kroketten im Brötchen – nun ja, es ist Geschmackssache, gewiss, aber in Kombination mit viel Bier durchaus genießbar. Und eben so ein herrliches Selbstgebrautes gibt’s auch. Nämlich in einer kleinen, feinen Bierbrouwerij bei Ballum "Het Lekkerste Bier van Ameland". In einem umgebauten rustikalen Stallgebäude kann man bis zu 12 verschiedene Verkostungsgläser bestellen.

Und sonst?

Das war ein kleiner Überblick. Es gäbe es noch so viel zu erzählen: Von Begegnungen, Eindrücken, Momenten, vom Wandern im Watt bei Regen und Sturm, von Wattwürmern und Herzmuscheln, vom "Bornrif" – dem Leuchtturm in Hollum mit seinen 236 Stufen bis hinauf unters Leuchtfeuer und grandiosem 360° Rundumblick, vom "Zwergendorp Hollumerbos" mitten im Wald, das aus einem Vater-Sohn-Projekt entstanden ist und durch Besucher jährlich weiterwächst, vom Pferderettungsboot "Abraham Fock", dem Strandräubermuseum "Swartwoude", wo gesammtletes (einst lebenswichtiges) Strandgut ausgestellt wird samt Skurrilitäten wie Podolsky-Puppen und Glasflaschen mit Flaschenpost...

Schau einfach in die Bildergalerie, lass dich inspirieren – und vielleicht erlebst du Ameland einmal selbst mit eigenen Augen.