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PERLE KATALONIENS

BARCELONA

"GOTT HAT KEINE EILE"

Barcelona ist zweifellos eine Topdestination in Europa und Barcelona, das bedeutet: Vollgas rund um die Uhr. Denn wenn diese Stadt eines nicht hat, dann ist es ein Ruhepuls. Mein Verhältnis zu ihr ist daher ein ambivalentes. Tolle Stadt, tolle Architektur, toller Lifestyle, sensationelles Essen, lässige Läden… Lauter Superlative. Auch die Lautstärke dieser Stadt ist einzigartig. Der absolute Superlativ ist aber nicht Gaudí und die anderen Architekten mit ihren Meisterwerken, es ist der teilweise außer Rand und Band geratene Tourismus. Menschenmassen, die ungeniert alles niedertrampeln, was ihnen vor die Füße kommt. Die La Rambla steht nur sinnbildlich dafür. interessanterweise bietet ausgerechnet dieser Boulevard außer Kioske mit Kitsch und Krempel wenig Spannendes.

Und dann zwei Highlights: Der Park Güell und die Sagrada Família. Dass es für beides Zugangsbeschränkungen gibt, ist einerseits notwendig, scheint aber bei der trotz allem zugelassenen Masse an Menschen höchst fragwürdig. Durch die Touristenwelle, die tagtäglich über den Park Güell hinwegwalzt, kommt das eher einer Schändung derselben gleich. Dabei gibt es in dieser Anlage traumhaft schöne Bereiche, organisch gestaltete Arkaden und Säulengänge, sogar "Österreichische Gärten", Gaudís Villa u.v.m.. Überlagert wird alles von dem einen Hotspot schlechthin, der 3000 m2 großen Terrasse, mit Gaudís bunter, serpentinenartiger Mosaikfliesenbank, die nur noch von Smartphones und in die Höhe gestreckter Selfie-Sticks geprägt ist. Posen, Schmollmund, Haare richten und ab in die sozialen Netzwerke. Angeblich wartet die ganze Welt darauf! Antoni Gaudí würde sich im Grab umdrehen. Samstags, sonn- und feiertags ist der Besuch ohnehin ein NoGo!

In der Sagrada Família geht es auch nicht wesentlich entspannter zu. Vor dem Zutritt, für den man ein durchaus ambitioniertes Eintrittsgeld hinlegt, erfolgt eine Sicherheitskontrolle wie am Flughafen. Alles muss durchs Röntgen ­– Mensch, Tasche, Handy, Geld, Fotoapparat… Dann geht auch hier der Wahnsinn los. Antoni Gaudí hat 1882 mit dem Bau begonnen, die Basilika soll angeblich 2030 fertig werden. Er hat einmal gesagt: „Gott ist mein Auftraggeber, und mein Kunde hat keine Eile“. Trotz allen Touristenwahnsinns – die Sagrada Família ist so einzigartig und einmalig, man muss sie einfach gesehen haben. Gaudí war ein Genie!

Barcelona bietet allerdings wesentlich mehr, als nur die Brennpunkte und touristischen Trampelpfade. Man findet ruhige Ecken, erkundet die unterschiedlichsten Stadtviertel mit ihrem einzigartigen Charme, den Hafen, den Mercat de la Boqueria, den Montjuïc, das Hospital de la Santa Creu, den Strand, die Museen, die Tapas-Bars, den Flamenco, den FC Barcelona, und, und, und. Das Wesen dieser Stadt machen aber aber vor allem die Katalanen mit ihrer Herzlichkeit aus! Allein das schon ist Grund genug, hinzufahren...