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DIE WIEGE DES JAZZ

NEW ORLEANS

The Big Easy – Laut. Lebendig. Legendär.

Obwohl New Orleans liebevoll als "The Big Easy" bekannt ist – ein Spitzname, der auf den entspannten Lebensstil und die lässige Haltung der Stadtbewohner anspielt – war das Leben für viele Menschen hier alles andere als leicht. Vor allem die arme Bevölkerung und versklavte Menschen litten unter harten Lebensbedingungen, Diskriminierung und Ausbeutung. Doch aus Schmerz und Unterdrückung entstand eine ungeheure kreative Kraft: Musik wurde zum Ausdruck von Hoffnung, Resilienz und Identität.

Apropos Identität

Kommt man als Fremder in die Stadt, lernt man als Allererstes New Orleans richtig auszusprechen: Es heißt Njoaaa-lins – nicht Nju Oaliiiens oder sonst wie...

Und Njoaaa-lins, das bedeutet Jazz! Er entwickelte sich hier nicht nur als Musikstil, sondern als Lebensgefühl – eine Melange aus afrikanischen Rhythmen, europäischen Melodien und karibischen Einflüssen, die Leichtigkeit und Lebensfreude trotz aller Widrigkeiten vermitteln sollte. Bis heute gilt die Stadt als die Wiege des Jazz und als pulsierendes Zentrum der internationalen Musikszene.

Im historischen French Quarter, dem ältesten Stadtteil von New Orleans, scheint die Musik niemals zu verstummen: Aus Bars, Hinterhöfen und Clubs tönen Live-Sounds, Brass Bands ziehen mit energiegeladenen Street Parades durch die Bourbon Street, und die Nacht wird zur Bühne einer nie endenden Feier. Die Stadt lebt und atmet Musik – und der Geist von Jazzlegenden wie Louis Armstrong, der hier geboren wurde, scheint an jeder Straßenecke spürbar.

New Orleans ist jedoch weit mehr als nur Musik. Die Stadt beeindruckt mit ihrer einzigartigen Mischung aus französischer, spanischer, kreolischer und afroamerikanischer Kultur, einer legendären Küche voller Cajun- und Creole-Spezialitäten und einem Gemeinschaftsgefühl, das tief verwurzelt ist. Sie ist ein Ort, an dem Geschichte, Kunst, Spiritualität und Lebenslust auf unvergleichliche Weise miteinander verschmelzen – wild, widersprüchlich und faszinierend.


Mardi Gras – Zwischen königlichen Paraden und blanken Tatsachen

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New Orleans weiß, wie man feiert – und Mardi Gras schlägt wirklich alles. Offiziell ist es der „Fette Dienstag“ vor Aschermittwoch. Inoffiziell: der bunteste Ausnahmezustand Amerikas. Fasching – nur eben eine tausendmal geilere Version. Monatelange Paraden, fliegende Perlenketten, glitzernde Kostüme, Masken und Stimmung auf Anschlag – ja, so will es die Tradition.

Während Familien in den Wohnvierteln King Cake verspeisen und höflich „Throw me something, mister!“ rufen, geht’s im French Quarter... naja – freizügiger zu. Seit dem Einfall der Touristenhorden in den 90ern hat sich eine mehr oder weniger fragwürdige, jedoch hartnäckige „Tradition“ etabliert: Nackte Möpse für bunte Ketten. Mädels fast jeden Alters, die oben ohne auf dem Balkon stehen und den ihren ebenso stolz herzeigen, werden oft reich belohnt – mit bunten Plastikketten. Kultur mit Körpereinsatz sozusagen. Und wiederum sind es die alkoholgeschwängerten Touristen, die sich durch Zurufe wie „Show your tits“ oder „Let’s see ‘em“ als solche verraten.

Das „Beads for tits“ ist also kein offizieller Bestandteil des Karnevals, sondern eher eine Mischung aus Alkohol, Touristen(über)mut und Social Media-Irrsinn. Die Locals? Schütteln den Kopf – und werfen trotzdem weiter mit Ketten.

Denn am Ende ist Mardi Gras mehr als Party: Es ist Musik, Geschichte, Kreativität – und eine Portion Wahnsinn. Eben New Orleans pur.