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MEHR ALS EIN TANZSTIL DER 1920ER

CHARLESTON

CHARLESTON – Südstaatenflair mit Stil und Sonne

Charleston ist eine Hafenstadt wie aus dem Bilderbuch – charmant, entspannt und voller Geschichte. Die pastellfarbenen Häuser mit ihren schmiedeeisernen Balkonen und eleganten Veranden stammen aus der Zeit vor dem Amerikanischen Bürgerkrieg und versprühen bis heute jenes unverkennbare Antebellum-Flair, das Charleston so besonders macht.

Im Frühjahr explodieren die Parks und Vorgärten regelrecht in Farbe – dann blühen überall knallige Azaleen, und dutzende Einwohner öffnen Haus und Garten für neugierige Besucher. Ein Spaziergang durch die Stadt fühlt sich in dieser Jahreszeit an wie ein Streifzug durch ein lebendiges Gemälde.

Doch Charleston lebt nicht nur von seiner Schönheit, sondern auch vom südstaatlich-gelassenen Lifestyle: Palmen säumen die Straßen, die Strände sind nie weit, und wenn im Herbst das legendäre Shrimp and Grits Festival steigt, dreht sich alles um gutes Essen, gute Laune und noch bessere Musik.

Ob mit Flip-Flops am Pier oder bei einer historischen Führung durch die „Holy City“ – Charleston pulsiert das ganze Jahr über. Stilvoll, sonnig, ein bisschen stolz – und dabei immer herzlich.

➤ WEITERLESEN: Die Pizza, die uns besiegte...

Kulinarischer Größenwahn – oder: Die Pizza, die uns besiegte

Eines sollte man in den USA wirklich niemals unterschätzen: die Portionsgrößen. Eigentlich müssten wir es längst besser wissen – schließlich laufen aus dem US-Fernsehen auch bei uns ganze Staffeln darüber, wie Menschen mit dreistelligem Übergewicht auf Magenverkleinerungen hoffen. Und doch: in Charleston – vom Hunger und Urlaubswahn übermannt – bestellen wir voller Optimismus eine Pizza für zwei. Mit Nachspeise. Eigentlich auch mit Vorspeise, aber als die Kellnerin das Wort „big“ murmelte und dabei leicht die Augenbraue hob, beschlossen wir, sie vorerst wegzulassen. Man kann ja immer noch...

Milchshakes dazu? So klischeehaft wie konsequent amerikanisch. Wir Europäer entscheiden uns jedoch standhaft für Wasser – unsere Mägen danken es uns später. Ich bin mir sicher, die Kellnerin hat dabei leise gelächelt. War es Mitleid? Schadenfreude? Oder einfach ein routiniertes „Na, dann wartet mal ab“?

Kurze Zeit später wird auf unserem Tisch ein kleines Metallgestell aufgebaut – ernsthaft. Wie ein Baugerüst für kulinarische Großprojekte. Teller, Besteck (inklusive Messer! Ein seltenes Ereignis in einem Land, in dem man gefühlt alles mit Plasikgabel oder Fingern isst), dann der große Moment: Tadaaaa! – Schockstarre.

Die „Pizza für zwei“ entpuppt sich als sechs Zentimeter hoher, opulent belegter Pizzakoloss, serviert auf einem Backblech in XXXL-Herdgröße. Ein echtes Biest. Davon wird nicht nur ein ganzes Baseballteam satt, sondern auch noch die Fans auf Tribüne 1 und 2. Uns hingegen packt die Erkenntnis: Noch nie wurden wir so naiv in eine Kalorienfalle gelockt.

Der erste Bissen? Himmlisch. Der dritte: satt. Danach setzt sich das Drama fort. Die Nachspeise. Kosten und zeitgleich kapitulieren. Wir lassen einpacken und spenden das Ganze einem Obdachlosen, der beim Anblick unserer Reste so ungläubig schaut, als hätte er soeben im Lotto gewonnen.

Fazit: In den USA isst man nie für sich allein. Man isst für sich, seine Freunde – und notfalls noch für einen halben Straßenzug.